Meerbaum & Saitenwind
Das „Duo Meerbaum & Saitenwind“ füllt Raum mit Klang und Poesie, verbindet Gitarrenmusik mit Gedichten von Meisterinnen und Meistern, lässt Raum für Stille und Interpretation, will berühren und verbinden, unterhalten und bezaubern.
„Duo Meerbaum & Saitenwind“, das sind Dagmar Rohde und Thomas Schlagowski. Am liebsten spielen wir im kleinen Rahmen, zum Beispiel in Cafés, Galerien und auch privaten Räumlichkeiten mit einem liebevoll zusammengestellten Programm. Natürlich bereichern wir auch Vernissagen oder bringen „Meerbaum & Saitenwind“ in eine Klinik oder eine Bücherei.
POESIEZEITEN
09.11.2024
18:00 Uhr
Italienischer Abend
Ort
Eiscafé am Brunnen
Marienplatz 13
86316 Friedberg
11.01.2025
19:00 Uhr
geplant
Ort
Club 20
Schmiedgasse 20
86316 Friedberg
POESIE
Der Moment
Ich habe nichts als
die Nacht aus
100 x 100 Nebellichtjahren.
Ich habe nichts als
die Stunde aus
60 x 60 Sekunden.
Ich habe nichts als den Moment.
Der Moment ist meine Schöpfung
die Brücke von meinem
Staubgeist zum Sterngeist.
Der Moment ist mein Flügel
zum Flügel des nächsten Moments.
Ich habe nichts als den Flügel.
Ich habe nichts als die Schöpfung.
Ich habe nichts als den Moment.
Rose Ausländer
Anbeginn
Mein Leben setzt sich zusammen:
Ein Tag wie dieser. Ein anderer Tag.
Glut und Asche und Flammen.
Nichts gibt es, was ich beklag.
Früher habe ich so gefühlt:
Irgendwas Großes wird sein.
Inzwischen bin ich abgekühlt:
Es geht auch klein bei klein.
Was soll schon Großes kommen?
Man steht auf, man legt sich hin.
Auseinandergenommen
Verlieren die Dinge den Sinn.
Doch manchmal sind solche Stunden
Von Freiheit vermischt mit Wind.
Da bin ich ungebunden
Und möglich wie ein Kind.
Und alles ist noch innen
In mir und unverletzt.
Und ich fühle: Gleich wird es beginnen.
Das Wunder kommt hier und jetzt.
Was es sein soll? Ich kann es nicht sagen.
Und ich weiß auch: das gibt es gar nicht.
Aber plötzlich ist hinter den Tagen
Noch Zukunft ohne Pflicht.
Und frei von Furcht und Hoffen,
Und also frei von Zeit.
Und alle Wege sind offen.
Und alle Wege gehen weit.
Und alles kann ich noch werden,
Was ich nicht geworden bin.
Und zwischen Himmeln und Erden
ist wieder Anbeginn.
Eva Strittmatter
Regen
Du gehst. Und der Asphalt ist plötzlich nass
und plötzlich ist das Grün der Bäume neu
und ein Geruch wie von ganz frischem Heu
schlägt dir in dein Gesicht, das heiß und blass
auf diesen Regen wohl gewartet hat.
Die Gräser, welche staubig, müd und matt
sich bis zur Erde haben hingebeugt,
sehen beglückt die Schwalbe, welche nahe fleugt,
und scheinen plötzlich stolz zu sein.
Du aber gehst. Gehst einsam und allein
und weißt nicht, sollst du lachen oder weinen.
Und hier und da sind Sonnenstrahlen, welche scheinen,
als ginge sie der Regen gar nichts an.
Selma Meerbaum-Eisinger (1924-1942)